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28.2 Elyons Plan

  Am n?chsten Tag, als die Sonne hoch am Himmel stand, landeten sie in der N?he des Kaiserflusses, dem gr??ten und l?ngsten im ganzen Kaiserreich. Dieser trennte auch den nordwestlichen Teil der Kaiserstadt von den Wilden Steppen.

  Als Elyon von Nevin abstieg, reichte ihr das Steppengras bis an die Brust. Hinter ihr prustete Isko, der mit Dilek zusammen auf einem der Drachen aus dem Tempel mit ihnen geflogen war.

  Elyon hob eine Augenbraue und warf ihm einen spitzen Blick zu. Der junge Mann mit den dunklen Locken zog den Kopf ein und murmelte eine Entschuldigung aus. Hinter ihm sa?en Kael. Neben ihm, auf einem anderen, hellgrauen Drachen, sa?en zwei weitere H?hentaler, die aus dem Tempel gekommen waren, um Elyon zu unterstützen. Ein ehemaliger W?chter und ein Stadtschreiber, beide ?lter als Isko, doch jünger als Kael.

  ?Bist du dir sicher, dass ich dich nicht weiter fliegen soll??, fragte Nevin.

  Elyon nickte. ?Riesenbüffel sind nicht zu weit.?

  ?Gut, dann folge ich dir aus sicherer H?he.?

  W?hrend die anderen begannen, ein paar ?ste zusammenzusammeln und das Gras mit der Hilfe von Filzdecken platt zu drücken, schulterte Elyon einen Ledersack auf den Rücken und begann ihren Marsch durch das hohe Gras.

  Sie hatte von der Ferne die Riesenbüffel gesichtet und konnte sich durch das rostrote Hochtal am Horizont orientieren, um so ihren Weg zu den Tieren zu finden. Der erste Schritt ihres Plans war der einfachste. Auch wenn sie sich einen der gef?hrlichsten Tierarten im ganzen Kaiserreich stellen würde, es war nichts im Vergleich zu den Schritten, die darauf folgen würden.

  Mit Muskeln, die vor freudiger Erregung prickelten, schob sie die Gedanken an ihren restlichen Plan zur Seite. Sie konzentrierte sich ganz auf die legend?ren Tiere, denen sie bald begegnen würde.

  Die Büffel sollten sich nicht unterschiedlich verhalten, als andere Rinderarten. Dank eines Bauers aus den Sturminseln hatte Elyon gelernt, wie sie die Aufmerksamkeit von Kühen erlangen konnte, ohne dass sie sich erschreckten. Sie hoffte, es würde auch auf mit den Büffeln klappen.

  Obwohl es bereits Sp?tsommer war und die Sonne von hellgrauen Wolken bedeckt war, schwitzte Elyon bereits, als der Fluss bereits ein weites Stück entfernt war. Besonders am Rücken, wo sie ?pfel verstaut hatte, die sie für die Büffel mitgebracht hatte.

  Weit über ihr zog Nevin kreise im Himmel. Da immer wieder wei?e Wolken das unendliche Blau verdeckten, war der riesige Drache durch sein helles Fell manchmal kaum auszumachen.

  Als die Mittagszeit vergangen war, tauchten gro?e, dunkelbraune Punkte in der Ferne auf. Elyon hielt an. Ihr Herz wummerte in ihrer Brust und eine prickelnde Aufregung breitete sich in ihrem K?rper aus.

  Sie konnte die Augen nicht mehr von den braunen Flecken im goldgrünen Gras l?sen.

  Die Tiere standen tats?chlich vor ihr. Die Riesenbüffel, die sie bis jetzt nur aus Zeichnungen kannte. Gef?hrlicher als Bergl?wen oder B?ren. Gefürchtet von den Einwohnern von Rovisland und H?hental zugleich.

  Elyon rückte den Beutel auf ihrem Rücken zurecht und ohne weiteres Z?gern auf die Tiere zu. Es war eine Qual, ihre Schritte in einer langsamen Geschwindigkeit zu behalten. Am liebsten h?tte sie den Beutel abgeworfen und w?re auf die majest?tischen Tiere zu gerannt. Doch Elyon zügelte ihre Fü?e und l?chelte in sich hinein.

  Die kurzen H?rner und die Kopfform erinnerten sie an Wisente, doch der restliche K?rper der Riesenbüffel war bedeckt mit langem, leicht struppigem Fell. Man konnte gerade noch die Unterbeine sehen, die unter dem riesigen, braunen Bündel herausschauten. Die meisten waren dunkelbraun, doch sie bemerkte auch ein paar rotbraune Tiere, von denen sich etwa hundert sich durch das hohe Gras bewegten. Die meisten K?pfe gesenkt, hier und da sprangen ein paar K?lber umher, die gr??er waren als ausgewachsene Hausrinder.

  Elyon wagte es noch ein paar Schritte weiterzugehen, dann hielt sie an und setzte ihre Tasche ab. Ihr Herzschlag pochte bis zu den Ohren, ihre Sinne sch?rften sich und die freudige Aufregung blühte immer weiter in ihrer Brust auf.

  Sie hatte keine Angst vor den Tieren. Sollte irgendetwas schiefgehen, würde Nevin ihr sofort zur Hilfe eilen und sie wegfliegen. Doch Elyon würde es nicht dazu kommen lassen. Bis jetzt hatte sie noch jedes Tier geb?ndigt, sie wollte sich diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen lassen.

  Nachdem sie einmal tief Luft geholt hatte, legte Elyon die H?nde trichterf?rmig um den Mund, dann stie? sie einen langgezogenen, hohen Ruf aus. Melodischer als das Heulen von W?lfen, war der Jodelruf sehr beliebt auf den Stumrinseln, um Rinderherden herbeizurufen.

  Die K?pfe der Tiere erhoben sich, w?hrend Elyon immer wieder die Rufe von sich gab, so laut sie konnte. In Büchern stand, dass Riesenbüffel sich sofort auf jeden Eindringt stürzten, den sie entdeckten. Doch jetzt standen sie wie Statuen da, alle Augen und Ohren auf sie gerichtet. Stil blieben sie für eine Weile stehen. Doch dann waren es die K?lber, die sich als Erste vorsichtig ann?herten. Sie blieben über fünfzig Schritte von ihr entfernt stehen, w?hrend der Rest der Herde langsam nachzog.

  Elyon lie? ihren zehnten Ruf ausklingen und wartete ab. Die Tiere zuckten mit den Ohren und einige begannen zu flehmen. Ein breit gebauter Büffel, gr??er als die restliche Herde, stampfte mit einer Vorderhufe. Diesen musste sie besonders im Auge behalten, da sie vermutete, dass er das Leittier war.

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  Elyon bewegte sich nicht vom Fleck und begann wieder mit den Jodelrufen. Sie nahm dafür die Kraft haupts?chlich aus ihrem Zwerchfell, so wie die Bauern es ihr gezeigt hatten.

  Endlich kamen die Büffel n?her. Am Anfang in Schrittgeschwindigkeit, dann brach ein besonders mutiges Kalb aus der Herde und trabte auf sie zu. Sein dichtes, langes Fell bewegte sich wie wippende Wellen nach hinten.

  Elyon musste sich das L?cheln verkneifen, um weiter Rufen zu k?nnen. Das Kalb war mit gro?er Wahrscheinlichkeit ein M?nnchen und würde sp?ter seine eigene Herde führen, so mutig wie es war.

  Als das riesige Kalb etwa zwanzig Schritte von ihr entfernt war, hielt es wieder an. Mit zuckenden Ohren flehmte es, den Kopf weit nach oben gestreckt, danach warf es einen kurzen Blick zurück auf die Herde. Der Bulle kam nun angetrabt. Sein K?rper war so massiv, dass Elyon selbst aus dieser Entfernung das H?mmern seiner Schritte im Boden spüren konnte.

  Als der Riesenbüffel das Kalb erreichte, verstummte Elyon und achtete darauf, den beiden nicht in die Augen zu sehen. Sie durften sie auf gar keinen Fall für ein Raubtier halten. Stattdessen achtete sie auf ihre Beine, auf die Ohren, auf den Schwanz, an dem ebenfalls langes, welliges Fell hing.

  Der Bulle stie? ein Schnauben aus, ein gutes Zeichen. Er war neugierig, doch er nahm sie noch nicht als Gefahr wahr.

  Auch das Kalb neben ihm schnaubte. Trotz der fehlenden H?rner und den gro?en, hellbraunen Augen, war der Kleine ein Abbild des Bullen. Da sein Fell noch nicht ganz so lang und buschig war, konnte Elyon besser den K?rperbau des Kalbs ausmachen. Eher breit und bullig, wie andere Rinder auch, nicht elegant und schlank wie Pferde oder Rehe.

  Im Hintergrund stand die Herde eng beieinander und die Tiere zuckten immer wieder mit den Ohren und ihren K?pfen.

  Sollte der Bulle sie für gef?hrlich halten, würde selbst ein schwacher Tritt ausreichen, um Elyon zu t?ten. Wieder schnaubte er und legte ein Ohr nach hinten. Das Leittier war unentschlossen. Doch Elyon gab nicht auf. Bis jetzt hatte sie jedes Tier gez?hmt. Seit sie klein war, hatte sie sich wie ein Magnet zu ihnen hingezogen gefühlt und mit diesem Tier war es nicht anders. Als w?ren sie dazu bestimmt, eine Verbindung zueinander aufzubauen.

  Sie wollte am liebsten zu ihm hinlaufen, seinen K?rperbau abtasten, ihn streicheln, sein Verhalten aus der N?he studieren. Doch Elyon verharrte dort wo sie stand. Stück für Stück beugte sie sich zu ihrer Tasche und holte einen Apfel heraus. Zur gleichen Zeit bewegte sich das Kalb etwas n?her, bis der dreimal so gro?en Bulle sich dem Kleinen in den Weg stellte.

  Das kolossale Tier schnaubte, dann trat er selbst vorsichtig auf Elyon zu, den Kopf gesenkt, die Ohren seitlich aufgestellt. Elyon senkte ihren Blick und starrte das Gras an, w?hrend sie einen Arm ausstreckte und ihm den Apfel entgegenhielt.

  Mit jedem Schritt des Tieres, zitterte der Boden unter Elyons Fü?en Sie spürte das Gewicht seiner Gegenwart, die immer n?her kam. Eine geballte Kraft, der sie bis jetzt noch nicht begegnet war.

  Elyon starrte weiterhin den Boden an, auch als der Bulle ihr so nahe stand, dass bei seinem n?chsten Schnauben das Sekret aus seiner Nase als dicke Tropfen auf ihrer Hand landeten.

  Ein Geruch nach sü?lichem Gras und Wolle traf auf ihre Nase. Elyons ganzer K?rper erschauderte, als seine Schnauze direkt vor ihrer Hand lag. Ihre Armhaare stellten sich auf, w?hrend das Tier sie beschnupperte.

  Immer wieder kitzelte sein kr?ftiger Atemhauch ihre Finger, dort, wo sie unbedeckt von den Lederb?ndern waren, die Elyon sich immer um die Hand und Oberarme wickelte.

  Da spürte sie eine warme, feuchte Lippe auf ihren Fingern, danach drückte sich ein Gewicht auf den Apfel und er verschwand aus ihrer Hand.

  Der Bulle kaute nicht einmal, sondern schluckte die für ihn winzige Frucht einfach hinunter, dann schnupperte er wieder an ihrer Hand und leckte ihre Handfl?che ab.

  Dann stie? er ein leises, tiefes Brummen aus und als h?tte es nur darauf gewartet, trottete das Kalb n?her an Elyon heran. Vorsichtig holte sie zwei weitere ?pfel aus der Tasche, immer darauf bedacht, sich so langsam wie m?glich zu bewegen.

  Sie hatte den Apfel kaum herausgeholt, als das Kalb bereits danach schnappte. Elyon zog rechtzeitig ihre Hand zurück, als die gelben Z?hne ihre Fingerspitzen streiften, die zum Glück nur den Apfel trafen.

  Der Bulle brummte und stupste den Kleinen mit der Schnauze an. Elyon gab dem ?lteren Tier einen weiteren Apfel, dann streifte sie mit spitzen Fingern sein weiches Kinn.

  Der Büffel zog seinen Kopf weg und zuckte wieder mit den Ohren, doch als sie einen Blick auf seine Augen erhaschte, lag ein neugieriger Ausdruck in ihnen.

  Langsam bewegte sich auch der Rest der Herde auf sie zu. Die gewaltigen K?rper, die sich auf Elyon zubewegten, brachten die Erde so stark zum Beben, dass Elyon sich breitbeinig hinstellen musste, um nicht ihr Gleichgewicht zu verlieren.

  Ihr Herz raste immer noch vor Aufregung und der Nervenkitzel brachte ihr Blut zum Prickeln, als würden sich riesige Naturgewalten auf sie zubewegen.

  Die Herde war etwa zwanzig Schritte von Elyon entfernt, als der Bulle einen Ruf von sich gab, der durch Elyons Knochen bebte und ihr Atem zum Stocken brachte.

  Die Herde hielt an und beobachtete Elyon für einen Augenblick, dann stie? das Kalb Elyon so heftig mit dem Kopf an, dass sie fast zur Seite fiel. Er streckte seine Zunge aus, die l?nger als Elyons Unterarm war, und holte damit einen Apfel aus ihrer Tasche. Dann noch einen. Und einen weiteren.

  Langsam n?herte Elyon sich dem Kalb von der Seite an, w?hrend er mit Essen besch?ftigt war und legte eine Hand auf seine Schulter. Diese konnte sie nur auf Zehenspitzen erreichen. Da er sich nicht von den ?pfeln ablenken lie?, begann sie den jungen Büffel zu kraulen.

  Das Kalb hob den Kopf, hielt mampfend inne, dann drehte es den Kopf zu ihr um und starrte sie mit seinen dunkelbraunen Augen an. Als er sich nicht weiter bewegte, streichelte sie ihn etwas kr?ftiger. Sein Fell war weich, doch leicht filzig und es war schwierig, mit dem Finger durch die einzelnen Fasern zu kommen. Sie vermutete, dass Pfeile ihnen nicht viel anhaben konnten.

  Das Kalb schloss die Augen und streckte seinen Kopf nach oben, w?hrend er das Kraulen genoss. Der Bulle beobachtetes für eine Weile, bevor er sich wieder mit Grasen besch?ftigte. Die anderen Herdentiere folgten dem Beispiel ihres Leittiers und bald waren alle K?pfen versunken im hohen Gras. Elyon lie? von dem Kalb ab und bewegte sich mit vorsichtigen Schritten durch die Gruppe.

  Ein kurzer Blick nach oben verriet, dass Nevin nicht mehr da war. Sie hatten ausgemacht, dass er zurückfliegen würde, sobald sie sich den Tieren ohne Gefahr gen?hert hatte. Elyon wollte nicht riskieren, dass die Tiere ihn bemerkten und aggressiv wurden. Sie hatte gelesen, dass Riesenbüffel sich selten wie Fluchttiere verhielten, denn mit ihrer massiven Gr??e und ihrem t?dliche R?hren, konnten ihnen nicht viele Lebewesen etwas anhaben.

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