Einige Wochen sp?ter
?Milady!“ Die Türe, die Viktor gerade aufgesto?en hat, donnert mit einem lauten Krachen an die Wand und vertieft die mittlerweile nicht mehr ganz so kleine Delle im Stein ein winziges bisschen mehr.
Rhiscea seufzt und l?sst ihre Stirn gegen die am Schreibtisch abgestützten, behandschuhten H?nde sinken. Viktor ist einer der Gründe, weswegen sie Kindern noch nie besonders zugetan war. Selbst mit seinen 17 Jahren benimmt er sich immer noch wie ein Achtj?hriger und missachtet fast wie mit Absicht jede einzelne ihrer Anweisungen.
Er scheint seinen Fehler bemerkt zu haben, denn er h?lt inne, trippelt einige Schritte zurück, bis er die Türschwelle erreicht und sagt dann in einem etwas gem??igteren Ton:
?Entschuldigung, Milady, aber es ist dringend.“
Langsam dreht sie sich zu ihm.
?Was gibt es denn so Wichtiges“
Die verrauchende Wut muss wohl noch in ihrer Stimme zu h?ren sein, denn er zuckt merklich zusammen. W?re er ein Hund, h?tte er jetzt die Ohren angelegt und den Schwanz eingezogen.
??h, im Dorf… Es gibt Leute, die Es gesehen haben“, stammelt er.
Einen Atemzug lang kann sie ihn nur wortlos anstarren, doch dann springt sie von ihrem Stuhl auf und steht nach einigen wenigen Schritten vor ihm.
?Bist du dir da sicher?“, fragt sie nach.
Er nickt etwas zu heftig.
?Es ist nach Süden gelaufen.“
Wenn Es tats?chlich hier ist und sich sogar am helllichten Tag blicken l?sst, muss etwas falsch sein. Entweder Es ist verletzt und sucht ein Versteck oder hungrig genug, um jetzt auf die Jagd zu gehen. Egal welches von beidem zutrifft, Es ist auf jeden Fall geschw?cht und das würde ihr die perfekte Gelegenheit bieten.
?Hol die Ritter“, befiehlt sie knapp, doch er ist schon auf dem Weg, noch bevor sie zu Ende gesprochen hat. Er wei? was zu tun ist. Natürlich wei? er das. Sie alle warten schon seit Monaten auf diesen Moment.
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Sie schlie?t die Tür und hebt eine Kleidertruhe aus dem gro?en Schrank.
Als ich sie den h?lzernen Kasten ?ffnet, blicken ihr vertrautes Leder und Stahl entgegen. Ganz oben auf dem Stapel liegt ein Paar mit vertrocknetem Blut besprenkelter Handschuhe.
Gerade noch rechtzeitig kommt sie auf den Hof des Anwesens, um die vier abzufangen.
?Wieso die Pferde?“, fragt sie, auch wenn der Ton eher einem Befehl ?hnelt als einer tats?chlichen Frage.
?Wollen wir etwa zu Fu? gehen?“, fragt Malo irritiert.
Der braungebrannte Südl?nder ragt aus der kleinen Gruppe heraus, wie ein Fels aus dem Meer. Seine breite Statur und die damit einhergehende Kraft ist neben seiner alles hinterfragenden Art eine der Eigenschaften, dank der er in den engen Kreis aufgenommen wurde.
?Bis zum Wald ist es nicht weit. Au?erdem würden wir im Wald mit ihnen schlecht vorankommen und noch dazu auf uns aufmerksam machen. Sattelt sie ab“, befiehlt sie den Stallburschen. Diese nicken nur und eilen herbei um sich um die Pferde zu kümmern, stets darum bemüht, direkten Blickkontakt zu vermeiden.
Kurz darauf brechen sie auf. Es ist fast Mittag, aber es k?nnte auch Mitternacht sein, für die kleine Gruppe würde das nichts ?ndern. Rhiscea, ihre Anführerin und Fürstin, kennt ihre Stadt so gut wie ihre eigene Hand, vielleicht sogar besser.
Dicht gefolgt von Viktor geht sie der Gruppe voraus.
Ab und zu fragt jemand nach, wo genau der Hybrid gesichtet wurde und Viktor beantwortet die Fragen so genau er kann, aber als sie den Wald betreten, kehrt unheimliche Stille ein. Niemand wagt es, auch nur laut zu atmen. Die Atmosph?re und Geschichte des Waldes sind daran nur teilweise schuld. Konzentriert beobachtet jeder der fünf ihre Umgebung, w?hrend sie gebannt auf den n?chsten Befehl ihrer Fürstin warten.
Kurz bleibt sie stehen und horcht auf. Sie h?rt auf jedes noch so leise oder entfernte Ger?usch, doch nichts regt sich. Nur ein paar kleinere V?gel sind frech genug ihre Melodien durch die leblose Stille h?ren zu lassen.
?Es ist auf jeden Fall nicht mehr hier. Aber falls Es das war, muss Es Spuren hinterlassen haben.“
Den Befehl muss sie nicht mehr aussprechen, sofort schw?rmt die kleine Gruppe aus, auf der Suche nach einer Spur, der sie folgen k?nnten.
Eine ganze Weile lang h?rt man nur das Scharren von zertretenen Bl?ttern und gelangweiltes Gemurmel bis pl?tzlich eine helle Stimme die Aufmerksamkeit der Fürstin auf sich zieht.
?Milady, ich habe etwas.“, Rubys Stimme ist fest. Die kleine Asiatin mag unscheinbar wirken neben den anderen Rittern der Runde aber in ihr brennt ein Feuer des Selbstvertrauens, an dem sich schon so einige Monster in nicht-menschlicher und menschlicher Form verbrannt haben.
Sofort bricht die Fürstin ihre Suche ab und begibt sich zur von Ruby bezeichneten Stelle. Nur kurze Augenblicke sp?ter tun es ihr die anderen Ritter gleich.
Etwas verwundert beugt sich die Fürstin über den Fund. Es ist eine Spur, allerdings keine, die sie durch die Beschreibung des gesuchten Hybriden erwartet h?tte.
Im feuchten Erdboden ist ein kleiner Hufabdruck eingegraben.