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023.3 Ein schwacher Kaiser (Teil 3)

  Drei Tage vergingen. Der Widerhall lauter Schritte von Soldaten war in den weitl?ufigen Hallen und Korridoren des Palastes zu h?ren. Früh morgens marschierten sie zu den pers?nlichen Gem?chern des Kanzlers. ?Klopf, klopf!“, ging es. Nach einiger Zeit ?ffnete ihnen ein übel gelaunter August. ?Was ist denn so wichtig, dass ihr mich um diese Uhrzeit aus dem Schlaf rei?en müsst?“, knurrte der Morgenmuffel. Der Kommandant des Trupps erkl?rte nun: ?Durchlauchtester Herr August Vogt, Kanzler des Reiches! Auf Befehl des Obersten Marschalls und im Namen seiner Majest?t nehme ich Sie hiermit auf Verdacht des Hochverrats fest!“ Der Adressierte fiel aus allen Wolken. Noch bevor er das Gesagte wirklich begreifen konnte, wurde er in Handschellen gelegt und abgeführt. Der Kommandant betrat nun das Zimmer und schaute sich um. Kein Zeichen von Petra!

  Bald darauf würde man aber bereits durch die G?nge hallen h?ren, wie der Festgenommene seine Unschuld beteuerte und seine v?llige Verwirrung über das, was nun vor sich ging, zum Ausdruck brachte. Die M?nner waren von Theodor geschickt worden, nicht auf Wenzels Befehl. Sie waren Soldaten der Heiligen Ordanischen Armee, nicht von der Kaisergarde. Was ging hier also vor sich? Wieso hatte Theodor dies getan? Die Antwort darauf war Ferenc. Er war ein alter Freund Theodors, weshalb dieser ihn auch damals, nach dem Verrat Isidors, als Ersatzleibw?chter für Wenzel bestimmte. Ferenc vertraute er blind, da er ihn schon seit seinen Tagen im kascharischen Widerstand kannte. Am vorausgegangenen Tag war dieser nun an Theodor mit einem entsetzenden Fund herangetreten. Ferenc hatte durch Zufall einen Brief an einen Attent?ter abgefangen, der Wenzel mit Gift ermorden sollte! Der Verfasser des Briefs war niemand anderer als der Reichskanzler h?chstpers?nlich! Dies war eindeutig an der Handschrift des Briefes zu erkennen. Der Oberste Marschall war absolut fassungslos über diese Enthüllung. Infolge beorderte er dann, was soeben geschehen war.

  Theodor hatten keinen Zweifel an Ferencs Beweisen. Er wusste, dass der Mann ihn nie anlügen würde und au?erdem war der Brief eindeutig von August verfasst. Warum der Kanzler so etwas Verrücktes tun würde, verstand der Kaschare zwar nicht, aber gleichzeitig waren ihm Augusts Pers?nlichkeit und dessen Methoden sehr wohl bekannt. Er würde ihm das zutrauen, vor allem, da er selbst auch beobachtet hatte, wie sehr sich die Beziehung zwischen ihm und dem Kaiser, seit dem Unfall, bei dem versehentlich Augusts Bein verletzt wurde, verschlechtert hatte. Vor versammeltem Hofe wurde nun ein blitzschneller Gerichtsprozess abgehalten, bei dem der Brief, den Ferenc gefunden hatte als Hauptbeweisstück diente. August, der sich selbst verteidigte, bestritt alle Vorwürfe und meinte, dass dies alles nur ein Trick sei, um ihn loszuwerden. Niemand glaube ihm. Der Richter entschied in Windeseile im Sinne der Ankl?ger und August wurde wegen Hochverrats zum Tode durch H?ngen verurteilt. ?Wo ist Petra?“, rief er da laut, eine Frage, die sich auch alle anderen stellten. Sie war wie vom Erdboden verschluckt.

  Was Theodor niemals erfahren würde, war, dass der Brief in der Tat gef?lscht war! Dies war Amalies Plan gewesen und Wenzel hatte dazu eingewilligt. Der Zauberer hatte Ferenc darum gebeten, dies für ihn zu tun. Nachdem Ferencs Treueeid einzig Wenzel galt, tat er das. Eine furchtbare Intrige, um künftigen Intrigen vorzubeugen. Der junge Kaiser hielt sich von all diesen Abl?ufen fern, als sie vonstattengingen, da er es als unmoralisch und falsch empfand. Er erfuhr dann aber, dass Augusts Hinrichtung gleich am n?chsten Tag angesetzt war. Zu diesem Ereignis begab er sich dann doch hin! Unter Ausschluss der ?ffentlichkeit, im Innenhof des Melgarionenpalastes fand die Exekution statt. Der Verurteilte wurde zu einem simplen Galgen mit h?lzerner Falltüre geführt. Es war einer derselben, die für die Hinrichtung der Unterstützer des alten Regimes verwendet worden waren. Man erlaubte ihm noch etwas zu sagen, bevor man die Schlinge um seinen Hals legte. Oben auf dem Galgengestell stehend, schaute der Mann mit zornigem Blick zu den Anwesenden. Theodor, Wienand, Ulrich, Wenzel und Amalie waren die wichtigsten davon, gefolgt von Brahm, Ferenc, einer Reihe an Ministern, Hofdienern und Wachen. Beim Anblick Wenzels sch?umte dann der Zorn in ihm über. Erbost schrie er zu diesem hinüber:

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  ?Du bist ein totaler Nichtsnutz, der nur die Lorbeeren einstreicht, w?hrend ich und Theodor die Kastanien aus dem Feuer geholt haben! Du ******!“ Seine Worte schockierten die Anwesenden, welche alle an die Heiligkeit des Erkorenen und an seine Tugendhaftigkeit glaubten, da sie sie ja selbst oft gesehen hatten. Wenzel wandte aus Scham seinen Blick ab. Nun platzierte der Henker die Schlinge um den Hals des Mannes und bereitete sich vor den Hebel zur Falltüre zu bet?tigen. ?Die Revolution ist tot! Der Kaiser ist ihr Abgesang!“ Dies waren seine letzten Worte. Dann wurde der Mechanismus bet?tigt und das Schicksal nahm seinen Lauf. Amalie konnte nicht hinschauen. Zwar hatte Wenzel in der Belagerung von Greifenburg viel Schlimmeres gesehen, doch tat er es aus Solidarit?t zu ihr gleich. Das Kapitel Augusts in dieser Geschichte war nun endgültig beendet.

  Was heute geschehen war, würde Wenzel allerdings noch lange besch?ftigen. Er tat etwas Verachtenswertes, aber er tat es, weil er sein eigenes Leben beschützen musste. War das nicht Notwehr? Er war sich dessen nicht sicher. Das Einzige, was er wusste, war, dass es seine Schuld war. Er war schwach, das war der Grund. W?re er st?rker gewesen, h?tte er seine Magie beherrschen k?nnen und h?tte damals nicht August verletzt. W?re er st?rker gewesen, h?tte er eine wichtigere Rolle bei den M?rtyrern gespielt und w?re auch in den Augen des r?nkesüchtigen Augusts zu einer wichtigen Person geworden, die man nicht einfach entfernen konnte. W?re er st?rker gewesen, w?re all dies nicht passiert. Aber leider war er schwach. Darum würde er künftig an sich selbst arbeiten. Dies war die Logik die Wenzels Denken bestimmte. Jetzt, nachdem August uns verlassen hatte, war es aus seiner Sicht auch Zeit endlich auf die uneingel?sten Versprechen der Revolution einzugehen. Die Abschaffung der Leibeigenschaft war etwas, worauf er dauerhaft hinarbeiten wollte. Viele, die August sehr nahe standen wurden nun auch aus wichtigen Positionen entfernt. Aber diejenige, die August am n?chsten gestanden war, war unauffindbar.

  Von der Ferne blickte eine auf einem Pferd sitzende Dame zurück auf die gro?en Mauern der Stadt. Tr?nen liefen ihr über die Wangen. ?Ich werde das nie vergessen! Und ich werde dafür sorgen, dass er es auch nie vergisst!“, sprach sie und strich sich über ihren Bauch, der mittlerweile begonnen hatte, ein wenig gr??er zu werden. Dann drehte sich Petra um und floh aus ihrer Heimat. August hatte nie erfahren, dass er Vater werden würde. Was niemand wusste, war, dass Ferenc sie gewarnt und ihr die Flucht empfohlen hatte. Die Konsequenzen dieser Handlung h?tte er sich wohl nicht einmal in seinen kühnsten Tr?umen ausmachen k?nnen.

  Im sp?teren Verlauf des Tages stand Wenzel dann auf der h?chsten Kuppel des Kaiserpalastes. Er blickte Richtung Westen und wohnte dem Sonnenuntergang bei. Melancholisch schaute er viel zu direkt in diese hinein und blendete sich am hellen Licht dieser. Was hielt die Zukunft bereit? Er hatte keine Ahnung. Nur Gott wusste das. Langsam, aber sicher sank die Sonne scheinbar in die Erde hinein. Ihr Licht r?tete sich immer mehr. Langsam, ganz langsam wurde es immer dunkler, bis sie schlie?lich ganz hinter dem Horizont verschwand. Morgen würde wieder ein neuer Tag sein. Ein neuer Tag würde immer d?mmern. Komme, was da wolle.

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