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Kapitel 9: Nächtliche Albträume

  Die Nacht war still. Der Zirkus hatte sich nach einem langen Tag zur Ruhe gelegt. Thalor, der mittlerweile ein imposanter Drache mit pr?chtigem grünlich-schillerndem Schuppenkleid war, lag in seinem ger?umigen Stall. Die Pflanzen, die seinen Lebensraum umgaben, wiegten sich sanft im Wind, und das Mondlicht strahlte durch das Dachfenster, das Thalor oft nutzte, um die Sterne zu betrachten. Doch in dieser Nacht war etwas anders. Unruhe lag in der Luft.

  Thalor, der tief und fest eingeschlafen war, begann pl?tzlich unruhig zu zucken. Seine Klauen krallten sich in den Boden, und er atmete schwerer. Ein Albtraum ergriff Besitz von ihm – ein Gefühl, das er bisher nie erlebt hatte.

  Thalor fand sich in einer düsteren Landschaft wieder, umgeben von toten B?umen und einem finsteren, bedrohlichen Himmel. Pl?tzlich tauchte seine Mutter, Elowen, vor ihm auf. Doch statt der reumütigen Gestalt, die er zuletzt gesehen hatte, wirkte sie kalt und abweisend.

  ?Warum bist du so schwach, Thalor?" hallte ihre Stimme in seinem Kopf. ?Du warst immer eine Entt?uschung."

  Thalor wollte schreien, wollte sich verteidigen, doch aus seiner Kehle kam kein Laut. Stattdessen umklammerten ihn dornige Ranken, die sich immer fester zogen. Er k?mpfte, doch je mehr er sich bewegte, desto enger wurden die Dornen.

  ?Du wirst nie frei sein," flüsterte die Stimme seiner Mutter, die nun zu einem gewaltigen Schatten geworden war, ?nie gut genug."

  Pl?tzlich sah er den Zirkus. Doch statt der fr?hlichen Farben und der lebhaften Menschen war er verlassen und zerst?rt. Elara lag bewusstlos am Boden, umgeben von den Trümmern des gro?en Zeltes. In diesem Moment durchfuhr ihn eine Welle aus Schmerz und Wut. Er brüllte – ein tiefes, markerschütterndes Brüllen, das die Erde zum Beben brachte.

  Im Stall begann Thalor im Schlaf zu reagieren. Ohne es zu wissen, setzte er seine Kraft ein. Pflanzen, die seinen Stall umgaben, begannen zu wuchern und sich unkontrolliert auszubreiten. Die Erde unter ihm bebte leicht, und seine Flügel schlugen unwillkürlich um sich, wobei sie einige Gegenst?nde zerst?rten. Er brüllte laut, sodass der gesamte Zirkus davon erwachte.

  Elara, die sofort das Unheil spürte, rannte mit den anderen Zirkusmitarbeitern zum Stall. ?Was ist los?", rief Joran, der Trainer, der bereits alarmiert war.

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  ?Ich wei? es nicht!" Elara rief in die Dunkelheit des Stalls: ?Thalor! Was ist passiert?"

  Doch statt einer Antwort h?rten sie nur noch ein weiteres, wilderes Brüllen. Thalor schlief noch, war jedoch im Bann des Albtraums. Seine Augen flackerten, w?hrend er in die Nacht hinaus stolperte und unkontrolliert mit seinen Flügeln und Klauen um sich schlug. Die Pflanzen um ihn wuchsen schneller, unaufhaltsam, und banden sich um die Zirkusw?gen.

  ?Er ist nicht bei Bewusstsein!", rief Mara, die Tierpflegerin, w?hrend sie versuchte, sich den wuchernden Pflanzen zu entziehen.

  Thalor bewegte sich auf Elara zu, doch seine Augen sahen sie nicht – er war noch immer gefangen in seinem Traum. Im Albtraum sah er, wie der Schatten seiner Mutter nun Elara angriff. Er wollte sie beschützen, doch im echten Leben griff er sie an, ohne es zu merken. Seine gewaltige Klaue schlug in ihre Richtung, und sie wich gerade noch rechtzeitig aus. Doch einige andere Zirkusmitarbeiter wurden durch den Sturm der Pflanzen verwundet, als Thalor sie wild um sich schleuderte.

  ?Thalor, wach auf!" schrie Elara verzweifelt, w?hrend sie sich ihm n?herte. ?Das bin ich, Elara! Du musst aufwachen!"

  Schlie?lich, nach einem weiteren ohrenbet?ubenden Brüllen, fiel Thalor ersch?pft zu Boden. Der Albtraum lie? ihn los, und er ?ffnete langsam die Augen. Vor ihm stand Elara, mit Sorge im Blick und Verletzungen an den Armen. Um ihn herum lagen verletzte und ver?ngstigte Mitarbeiter. Die Wunden und das Chaos waren überall sichtbar.

  ?Was… was ist passiert?" Thalors Stimme war tief und voller Verwirrung. ?Ich… habe ich das getan?"

  Elara kniete sich neben ihn. ?Ja, Thalor. Du hast geschlafwandelt… du hast einen Albtraum gehabt und uns alle angegriffen."

  Thalor, der sich noch immer schwer atmete, blickte auf die Verwüstung um sich. ?Ich… ich habe das nicht gewollt." Seine Augen füllten sich mit Reue. ?Ich wollte euch nie verletzen."

  Joran trat vor und legte eine Hand auf Thalors Schulter. ?Es war nicht deine Schuld. Du hast etwas getr?umt, etwas Dunkles, das dich übernommen hat."

  Thalor senkte seinen Kopf, seine Schuppen gl?nzten im Mondlicht, das durch das offene Dachfenster fiel. ?Ich hatte nie Albtr?ume. Ich verstehe nicht, wo das herkommt. Es fühlte sich so real an."

  Elara versuchte, ihre eigenen Schmerzen zu ignorieren, w?hrend sie sanft seinen Kopf streichelte. ?Du bist stark, Thalor. Aber auch die St?rksten haben manchmal Albtr?ume. Es k?nnte der Stress sein, der durch das Treffen mit deiner Mutter ausgel?st wurde."

  Am n?chsten Morgen setzte sich Elara mit der Crew zusammen. ?Wir müssen Vorkehrungen treffen, um sicherzustellen, dass so etwas nicht noch einmal passiert." Es wurde beschlossen, dass Thalors Stall künftig mit einem sanften Schutzzauber umgeben wird, der ihn daran hindert, in schlafwandelnden Zust?nden zu agieren. Zus?tzlich würde Mara regelm??ig Pflanzen um seinen Stall platzieren, die beruhigende Effekte auf ihn haben.

  ?Und ich werde in den n?chsten N?chten bei ihm bleiben," sagte Elara entschlossen. ?Falls er noch einmal tr?umt, will ich sicherstellen, dass er nicht allein ist."

  Thalor fühlte sich von dieser Entscheidung erleichtert, auch wenn er sich schuldig fühlte. ?Danke… dass ihr mich nicht verurteilt. Ich werde besser aufpassen."

  Elara l?chelte sanft. ?Wir sind eine Familie, Thalor. Und Familien passen aufeinander auf. Egal, was passiert."

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