Immer mehr Reittiere wiehern panisch auf, einige gehen sogar durch.
Augenblicklich wendet die Fürstin ihre Aufmerksamkeit zurück nach vorn und treibt ihr Pferd an. Der Zug ist mittlerweile stehen geblieben und so kann sie den Anfang schnell erreichen.
Die sich aufb?umenden Tiere hat sie schon von weitem gesehen, doch selbst als sie die Front bereits fast erreicht hat, kann sie nichts Ungew?hnliches erkennen.
“Was ist los?”, ruft sie einem der Ritter zu, der sein Pferd noch teilweise unter Kontrolle zu haben scheint.
“Schlange!”, brüllt er zurück, ohne vom Boden aufzusehen.
Eine Schlange soll diesen ganzen Aufstand verursacht haben? Die Pferde der Ritter sollten trainiert sein, selbst mit einem Kn?ueln an Nattern unter ihren Hufen ruhig zu bleiben.
Den Blick nach unten gerichtet, sucht sie die Gegend ab. Pl?tzlich bewegt sich etwas im Gebüsch neben ihr.
Sie kann die Panik ihres Tieres fühlen, noch bevor es steigt. Gerade noch so schafft sie es, sich auf ihrem Pferd zu halten, als etwas aus dem Dickicht schie?t.
Sie sieht es nur für einen Augenblick, doch der reicht ihr, um zu wissen, dass es keine Schlange sein kann. So gro?e Nattern kann es nicht geben.
Das Reptil ist innerhalb eines Augenblicks an ihr vorbei und in Richtung des hinteren Teils des Zuges geschl?ngelt. Sie strammt die Zügel ihres Pferdes, bis sie es wieder unter Kontrolle hat und galoppiert dem Schlangenwesen hinterher.
Auch wenn es schwer ist, die blitzschnellen Bewegungen der Kreatur zu verfolgen, so hat sie dennoch immer einen überblick, wo es sich befindet, denn mit ihm geht eine Welle der Unruhe durch die Reittiere und ihre Ritter.
Als die Woge an dem Wagen ankommt, erschrecken auch die Pferde des Gespanns, doch um sich auf die Hinterbeine zu stellen, müssen sie sich gegen die Riemen und Deichseln stemmen. Im ersten Augenblick h?lt die Konstruktion der Kraft stand und das nur leicht beladene Fuhrwerk wird auf seine Hinterr?der gestellt, doch als die beiden Pferde wieder auf alle viere gehen, tuen sie das nicht gleichzeitig und der Wagen wird gekippt.
Mit ?chzen und Krachen stürzt der Karren samt Schandkorb gegen einen Baum am Stra?enrand. Die klapprige Konstruktion des K?figs knallt gegen den Stamm. Sie gibt unter der Wucht sofort nach und bricht splitternd in Stücke.
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In dem Moment bleibt die Kreatur stehen und hebt den Kopf. Sie scheint nach etwas Ausschau zu halten.
Die Fürstin begreift es nur einen Augenblick sp?ter. Sie stürzt mehr von ihrem Pferd, als dass sie springt, f?ngt sich jedoch, bevor sie ihr Gleichgewicht verlieren kann.
Auch der Elf scheint die Situation mittlerweile richtig gedeutet zu haben, denn er klettert bereits aus dem zerst?rten K?fig, das Schlangenwesen nicht aus den aufgerissenen Augen lassend.
In dem Moment weiten sich die Pupillen der Kreatur. Es hat seine Beute gefunden. Augenblicklich schie?t es los.
Mit nur wenigen Schritten ist Rhea bei dem umgekippten Wagen, doch die Schlange ist zuerst da. Der Elf ist bereits einige Schritte weggetaumelt, doch die Ketten hindern seine Mobilit?t deutlich und er stolpert. Mit einer scheinbar flüssigen Bewegung überbrückt die Kreatur die wenigen Ellen, die sie von ihrer Beute trennen und b?umt sich vor ihrem Angriff noch ein letztes Mal auf. Der Vampir kann nicht mehr tun, als die Arme schützend vor sich zu heben.
Rhea ist nur noch einen Sprung weit von der Schlange entfernt, doch als diese das Maul aufrei?t, wei? sie, dass sie es nicht mehr schaffen wird. Mit einer blitzartigen Bewegung zieht sie einen Dolch aus ihrem Gürtel und wirft. Die schlecht gezielte Waffe trifft, jedoch nur mit dem Griff.
Der schwache Schlag scheint die Kreatur nur zu ver?rgern, denn sie dreht sich noch im selben Moment um und schnappt nach Rhiscea. Aber mehr hat diese mit ihrem Messerwurf nicht erreichen wollen. Noch bevor die scharfen Schlangenz?hne sie erreichen, steckt sie dem Wesen eine weitere Klinge in den aufgesperrten Rachen.
Einen Moment lang bleiben die beiden Gegner stehen. Das Schlangenwesen, aufgeb?umt, sein offenes Maul nur kaum eine Handbreit von Rhisceas Gesicht entfernt und Rhea selbst, mit beiden H?nden den Dolch greifend, die Z?hne in Anstrengung zusammengebissen. Dann erschlafft der schuppige K?rper und bleibt an dem Messer der Fürstin h?ngen.
Schwer atmend l?sst sie beide H?nde sinken und schüttelt die Leiche von ihrer Waffe. Sie widmet einen kurz Moment der toten Kreatur vor sich.
Es ist eindeutig ein Elfenhybrid. Auch wenn der Kopf und Schwanz exakt wie die einer übergro?en Schlange aussehen, so ist der mit grünblauen Schuppen bedeckte K?rper dazwischen eindeutig menschlich. Seine Gliedma?en sind seltsam verrenkt, sodass sie wie die Beine einer Eidechse vom Torso abstehen. Das war es wohl, was der Kreatur erm?glicht hatte, sich so schnell zwischen den Beinen der Pferde hindurchzubewegen, ohne dabei zertreten zu werden.
Aber etwas an dem Verhalten des Halbwesens st?rt sie. Es war durch den halben Zug durchgerast, ohne ein einziges Pferd angegriffen zu haben. Und da kann sie sich sicher sein, denn wenn das passiert w?re, h?tte sie es mitbekommen. Stattdessen hat es seine tierischen Instinkte ignoriert und ist sofort auf den Elfen losgegangen.
Der Elf…
Sie hat vollkommen vergessen, dass er auch noch da ist.
Als sie von dem leblosen Monster vor ihr aufsieht, findet sie den Vampir nur einige Schritte vor sich im Gras sitzen. Er starrt immer noch geistesabwesend die Schlange vor sich an. Ihr Blut gl?nzt noch frisch auf seinem Gesicht und Hemd, sein Atem geht flach und stockend.
Er muss bemerkt haben, dass sie ihn beobachtet, denn er hebt den Kopf.
Kurz treffen sich ihre Blicke und beide halten den Atem an, dann springt der Elf hoch und rennt los.
“Phex verflucht!”, faucht Rhea, bevor sie ihm nachjagt.
N?chstes Kapitel: 04.02. “Blutender Samt”