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Kapitel 34 - schriftliche Einladung

  Die Reise zur Oberhexe hat eine überraschende Menge an Fragen aufgeworfen.

  Sie hatte eigentlich keinen zweiten Gedanken an das Geschwafel des Elfen über die angeblichen grausamen Taten ihrer Mutter verschwenden wollen, aber die Tatsache, dass die Oberin den Elfen zu kennen scheint, l?sst ihr keine Ruhe.

  Allzu gerne würde sie glauben, dass der Elf nur ein verlogener Bastard ist und er und ihre Mutter sich nur flüchtig von einem Kampf kennen, aber es will dennoch in ihrem Kopf keinen Sinn ergeben.

  Wenn ihre Mutter dieser Kreatur tats?chlich schon einmal im Kampf gegenübergestanden h?tte, gab es keinen Grund, ihre Tochter nicht einzuweihen. Sie h?tte ihr von der Auseinandersetzung berichten müssen, zumal die Fürstin genau jenem Wesen jahrelang auf der Spur gewesen war.

  Seufzend reibt sich Rhiscea über die Stirn. Hinterfragte sie gerade ihre eigene Mutter, nur weil eine Missgeburt schlecht über sie geredet hat?

  Es gab sicher für alles eine logische und einfache Erkl?rung.

  Der Kampf hatte sich wahrscheinlich kurz vor der Festnahme des Elfen zugetragen und die Oberin war einfach nicht mehr dazu gekommen, mit ihr darüber zu reden.

  Ja genau, so muss es gewesen sein und nicht anders. Was h?tte ihre Mutter davon, ihr solche Informationen mit Absicht vorzuenthalten?

  Dem Elfen hingegen spielte seine Lüge genau in die Karten.

  Die Fürstin, welche ihn gefangen hielt, gegen eine der zwei m?chtigsten Personen des Reiches aufzuwiegeln, schien eine verdammt gute Strategie, um frei zu kommen.

  Ein Klopfen an der Tür zu ihrem Arbeitszimmer befreit sie aus ihren unangenehmen Gedanken.

  “Herein”, ruft sie und der braunhaarige Bote tritt ein.

  “Ein Brief ist für Sie angekommen, Milady”

  Der junge Mann reicht ihr einen wei?en Umschlag mit grünem Siegel.

  Verwirrt nimmt die Fürstin das Schreiben entgegen. Sie hatte keine Post erwartet. Hatte die Oberin sich entschlossen, ihre Belohnung zurückzuziehen?

  This narrative has been unlawfully taken from Royal Road. If you see it on Amazon, please report it.

  Besorgt zieht Rhiscea die Augenbraun zusammen. Auch wenn es gegen den Kodex der Oberin gehen würde, ihr Wort nicht einzuhalten, so stand es auf jeden Fall in ihrer Macht.

  Doch das im Siegel eingepr?gte Bild zerstreut augenblicklich jede Sorge. Anstelle eines wiehernden Pferdes ist im Wachs ein Mistelzweig eingedrückt.

  “Fürstin Smog?”

  “Ja, Lady Rhiscea”

  Rhea hebt abrupt ihren Blick zum immer noch in Türrahmen stehenden Boten.

  Sie war sich nicht bewusst, dass sie den Gedanken laut ausgesprochen hatte und die Antwort des Bediensteten hatte sie erschrocken.

  Der junge Mann h?lt beide Arme hinter seinem Rücken verschr?nkt und richtet sich augenblicklich auf, als ihn die Fürstin anblickt. Er missversteht ihren Blick als Aufforderung.

  “Eh… die Fürstin, sie l?dt Sie zu dem diesj?hrigen Herbstball ein”, stottert er verunsichert.

  Rhiscea seufzt. Ist es wirklich erneut soweit? Sie hat das Gefühl, dass die Ballsaison gerade erst zu Ende gegangen ist.

  “Und…”

  Er z?gert, als w?re er sich nicht sicher, wie sie auf seine Worte reagieren wird.

  Sie hebt eine Augenbraue.

  “Sie erwartet, dass sie den Hybriden mitnehmen”, vervollst?ndigt er dann vorsichtig seinen Bericht.

  Einen Moment lang starrt die Fürstin ihn nur an, w?hrend sie versucht herauszufinden, ob sie ihn richtig geh?rt hat. Dann hebt sie eine Hand zu ihrem Gesicht und presst mit zwei Fingern ihr Nasenbein zusammen.

  Kathleen ist mit Abstand eine der naivsten und leichtsinnigsten Personen, die sie bis jetzt kennenlernen durfte, doch nicht einmal ihr h?tte sie so eine Dummheit zugetraut. Vor allem nicht, wenn ihr letztes Zusammentreffen mit dem Elfen in einer Nahtoderfahrung ihrerseits geendet ist.

  Der braunhaarige Mann r?uspert sich.

  Verwundert blickt die Fürstin zu ihm hoch, sie hatte gedacht, dass er bereits gegangen war.

  “Lady Kathleens Bote wartet vor dem Geb?ude auf eine Antwort.”

  Einen Moment lang überlegt Rhiscea noch, dann streckt sie dem jungen Mann den Brief entgegen.

  “Er soll seiner Herrin übermitteln, dass ich für die Einladung herzlichst danke, aber sie leider nicht annehmen kann.”

  Er scheint über ihre Antwort etwas verdutzt, nimmt aber den Brief und verabschiedet sich mit einem z?gerlichen “Jawohl, Milady.”

  Als er das Zimmer verlassen hat, dreht sie sich seufzend zum Fenster. So wie sie Kathleen kennt, wird sie sich mit dieser Antwort nicht zufrieden geben. Sie zerrt Rhea pro Saison zu mindestens einem Ball mit und das wird die Fürstin auch dieses Jahr nicht verhindern k?nnen.

  Von was sie ihre Freundin dieses Jahr aber abbringen muss, ist die Idee, den Hybriden mit auf die Festlichkeiten zu nehmen. Egal wie starrk?pfig die Fürstin der Frühlingsstadt ist, diesen Mal wird sich Rhea durchsetzen müssen.

  Als ihr Blick auf die langsam am Horizont untergehende Sonne f?llt, erinnert sie sich an ihren Gefangenen.

  Sie hatte heute noch nicht nach ihm gesehen.

  Mit einem tiefen Atemzug wendet sie sich vom Fenster ab und verl?sst ihr Arbeitszimmer.

  Auf dem Gang l?uft sie beinahe in den blonden jungen Mann, der gerade am Zimmer vorbeistampft.

  “Ah, Viktor! Lange nicht mehr gesehen…”

  Der Ritter antwortet nicht und wirft ihr stattdessen im Vorbeigehen einen giftigen Blick zu.

  “Viktor?”, fragt sie vorsichtig, doch da ist er auch schon hinter eine Ecke gebogen.

  N?chstes Kapitel: 11.02. “ungehorsame Hunde”

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