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Kapitel 35 - ungehorsame Hunde

  “Viktor?”, fragt sie vorsichtig, doch da ist er auch schon hinter eine Ecke gebogen.

  Sie hatte den Ritter bereits einige Zeit nicht mehr im Anwesen gesehen. Seit der Beerdigung seines Bruders hatte er sich in seinem Zimmer verkrochen und lie? niemanden mehr zu sich hinein.

  Sie hatte schon angefangen, sich Sorgen zu machen. Es ist gut, ihn lebend zu sehen, selbst wenn er ihr nicht ganz gesund scheint. Die tiefen, dunklen Ringe unter seinen Augen und eingefallenen Wangen zeugten von durchwachten N?chten und fehlendem Appetit.

  Auch wenn sie ihm allzu gerne auf der Stelle nachgerannt w?re, so ist sie sich bewusst, dass er Zeit zum Trauern braucht und sie ihm den n?tigen Abstand geben muss. Sie wird sp?ter nach ihm schauen, nachdem sie dem Gefangenen sein Abendessen gebracht hat.

  In der Küche nimmt sie wie gewohnt ein Stück Brot vom Tisch und einen Krug Wasser, doch als sie aus der Stube heraus in den Gang tritt, überraschen sie weit entfernte Stimmen. Sie kann nicht ausmachen, was sie sagen, aber dem Ton nach zu urteilen, muss es ein Streitgespr?ch sein.

  Erst als sie sich der Treppe n?hert, kann sie ausmachen, wo die Rufe herkommen.

  Ihr Gang beschleunigt sich sobald sie in das Treppenhaus zum Kerker eintritt, denn dort kann sie die Worte bereits fast verstehen.

  Sie hastet die steinerne Wendeltreppe herunter und biegt um die letzte Windung. Jetzt kann sie die offene Tür der Zelle sehen.

  Davor steht Malo, b?se grinsend. Noch kann sie nicht erkennen, was sich in der Zelle selbst abspielt, dafür h?rt sie die Worte jetzt aber klar und deutlich.

  “Du wirst für das, was du Sith angetan hast, mit deinem Leben bezahlen. Ich schneid dir die Kehle auf und lass dich ausbluten wie ein Schwein, du dreckiger Bastard.”

  Die letzten Meter l?uft sie.

  “Was zum Teufel ist hier los?!”

  Ihre Stimme hallt durch den Gang wie Donner und l?sst Malo zusammenzucken. Er dreht sich zu ihr und das Grinsen verschwindet augenblicklich von seinem Gesicht.

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  “Hühnerdreck”, flucht er.

  Eine Bewegung in der Zelle l?sst sie herumwirbeln. Viktor steht da, mit einer Hand den Hybriden an die Wand pressend, mit der anderen ein Messer gegen seine Kehle haltend.

  Mittlerweile hat auch er ihre Ankunft bemerkt, doch er scheint von ihrer Pr?senz nicht allzu eingeschüchtert zu sein.

  Feuriger Wut steht in seinen Augen, als er sich zu ihr umdreht.

  “Ich mache nur deine Arbeit für dich fertig”, faucht er sie an.

  Mit ein paar Schritten ist sie in der Zelle. Sie packt den Ritter am Kragen und rei?t ihn mit einem Ruck von dem Elfen weg. Das Metall klirrt, als sie ihn mit Gewalt gegen das Gitter der Gef?ngniszelle st??t.

  Doch ihr Geschworener schnaubt nur gekr?nkt:

  “Ach was? Verteidigst du jetzt dieses Monster?”

  Sie geht auf seine Anschuldigungen nicht ein und knurrt stattdessen: “Wie kannst du es wagen, hinter meinem Rücken…”

  Doch er l?sst sie den Satz nicht beenden.

  “Hat dir Sith so wenig bedeutet, dass du seinen M?rder nicht einmal strafen willst? Ist dir das Leben dieses Bastard wirklich mehr wert als seins?”

  Der Zorn in seinen Ausdruck weicht einem verzweifelten Blick und Tr?nen beginnen sich in seinen Augen zu sammeln.

  Kurz fühlt sie wieder den bekannten Stein in ihrem Magen, doch die Fürstin schüttelt das Gefühl wieder ab und macht der Wut Platz.

  Sie l?sst ihn los. Der ?rger in ihrer Stimme ist nur ein wenig gewichen, als sie knurrt:

  “In mein Arbeitszimmer. Das wird bittere Konsequenzen haben.”

  Kurz sieht sie zu Malo, der die ganze Szene vorsichtig aus einigen Schritten Entfernung beobachtet hat.

  “Alle Beide!”, fügt sie laut und deutlich mit schneidendem Blick in seine Richtung hinzu.

  Der Ritter sieht verlegen zur Decke, wie ein kleiner Junge, der gerade dabei erwischt wurde, sich unerlaubt aus dem Haus zu schleichen, doch sie merkt, wie der Hüne sich ein kleines Schmunzeln verkneifen muss. Ohne jeden Zweifel war diese Aktion auf seinem Mist gewachsen.

  Als sich Viktor an ihr vorbeidrückt, rempelt er sie hart mit der Schulter an, sagt aber nichts mehr.

  Sie verfolgt jede Bewegung der beiden, bis sie aus ihrer Sicht verschwunden sind. Dann wendet sie sich dem Elfen zu.

  Er hockt mit angezogenen Fü?en an der Wand. Ein dünner, roter Strich ziert seinen Hals dort, wo Viktor ihm das Messer an die Kehle gehalten hat. An seinem Mundwinkel klebt ein wenig frisches Blut.

  Sie seufzt. So etwas h?tte sie Viktor nicht zugetraut. Malo vielleicht. Er hatte ihre Anweisungen schon immer mehr als Richtlinien statt als Befehle gesehen. Ungehorsam seinerseits ist sie gewohnt und dass er hinter ihrem Rücken ein klein wenig Unfug treibt, überrascht sie nicht. Doch Viktor ist der letzte bei dem sie so etwas erwartet h?tte.

  Erst als der Elf eine Mundvoll Blut neben sich ausspuckt, bemerkt sie den immer gr??er werdenden Fleck auf seinem Hemd.

  “Schei?e”, entf?hrt es ihr und sie geht neben dem Hybriden auf die Knie.

  Hatte Viktor ihn tief genug geschnitten, um Organe zu verletzen?

  Als sie nach dem blutigen Stoff greifen will, um an die darunterliegende Wunde zu kommen, f?ngt er ihre Hand in der Bewegung und faucht:

  “Fass mich nicht an.”

  N?chstes Kapitel: 13.02. “Scharfe Zungen bluten leicht”

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