“Fass mich nicht an.”
Sie würdigt seine Drohung nur mit einem unbeeindruckten Blick, greift selbst die Hand, mit der er sie umklammert und nagelt seinen Arm grob an der Wand neben ihm fest.
Schnaubend versucht er sich, aus ihrem Griff zu befreien, gibt es aber bald auf.
Mit ihrer freien Hand hebt sie den Stoff des Hemdes ein wenig hoch. Er zieht scharf die Luft ein, als sich das Leinen von seinem verwundeten Bauch trennt. Eine Schnittwunde ist dort zu sehen und an einigen Stellen beginnen sich blaue Flecken zu bilden, doch die Verletzung ist nicht allzu tief.
Erneut spuckt der Elf aus und etwas von dem Blut l?uft an seinem Mundwinkel herunter.
K?nnte er innere Blutungen haben?
Rhea flucht leise im Geist, als ihr der Gedanke kommt. Sie ist kein Arzt und würde so etwas nicht erkennen k?nnen.
Wenn er in ihrer Zelle stirbt, kurz nachdem sie der Oberin seine Hinrichtung verweigert hat, würde das gar nicht gut für sie aussehen. Vor allem wenn rauskommen sollte, dass ein kleiner Aufstand ihrer Geschworenen dafür verantwortlich ist.
Der Elf atmet scharf aus und fragt sie dann mit Missmut in der Stimme:
“Was wird das hier, wenn es fertig ist?”
Sie antwortet kalt und ohne ihn anzusehen:
“Ich will nur wissen, wie lange du überlebst.”
Er scheint keineswegs verunsichert, als er belustigt schnaubt:
“Solange ich von keinen weiteren deiner Knappen eine herzliche Begrü?ung bekomme, musst du dir da keine Sorgen machen.”
“Ich bezweifle, dass weitere Ritter n?tig sind, du spukst Blut”, erkl?rt sie, w?hrend sie weiter nach Anzeichen für eine Blutung sucht.
Er lacht auf.
“Ich habe mir auf die Zunge gebissen, w?hrend deine Hunde auf mich eingetreten haben. Mehr ist es nicht”, erkl?rt er dann mit honigsü?er Stimme.
Die fast erloschene Wut in ihr entzündet sich wieder bei der Beleidigung, doch sie wirft ihm nur einen warnenden Bick zu, bevor sie sein Hemd wieder losl?sst und nach seinem Kiefer greift. überrascht will er den Kopf wegdrehen, doch sie ist schneller.
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Als sie zwei Finger durch seine Wangen zwischen seine Z?hne presst, ?ffnet er schlie?lich etwas unwillig den Mund. Und tats?chlich kann sie gleich erkennen, dass seine Zunge an einer Stelle ein wenig angebissen ist.
Sie lockert ihren Griff und er rei?t sich los, starrt sie aber weiter gekr?nkt an.
“Keine Sorge”, kommentiert er giftig, “deine wertvolle Troph?e wird noch eine Weile lang leben.”
Langsam gehen ihr seine bissigen Bemerkungen auf den Geist. Und gerade heute hat sie nicht mehr die Energie, um seine Respektlosigkeit noch viel l?nger dulden zu k?nnen.
Sie will sich zum Gehen wenden, als sie die vor Spott triefenden Stimme des Vampirs wieder hinter sich h?rt.
“Es braucht mehr als nur ein paar ungehorsame K?ter, um mich loszuwerden.”
Sie bleibt stehen. Sein Selbstmitleid konnte sie gerade noch mit eiserner Miene ertragen, doch jetzt hatte er wirklich eine Grenze überschritten. Die Ehre ihrer Ritter kann und wird sie ihn nicht beschmutzen lassen.
Noch bevor sie sich umdrehen kann, spottet er auch schon weiter.
“Aber unterhaltsam ist es schon. Die gro?e Fürstin, gefürchtet und verehrt von allen, dabei hat sie nicht einmal ihre r?udigen Kl?ffer unter Kontrolle.”
Schon allein aus der Verantwortung für die Würde ihre Geschworenen, war sie entschlossen gewesen, dem Elfen eine Lektion zu erteilen. Doch nach dem heutigen Tag, trifft die Bemerkung wirklich ins Schwarze und l?sst das Blut in ihren Adern kochen.
Sie wirbelt herum, doch noch bevor sie ihm an die Kehle gehen kann, fügt er noch hinzu:
“Dein Amt h?tte man niemals einer Hexe überlassen sollen.”
Er ist aufgestanden und starrt sie nun herausfordernd an.
Die brühende Wut, die sie bis jetzt verspürt hatte, verflüchtigt sich augenblicklich und hinterl?sst eine Stille und K?lte in ihr, wie sie Rhea schon lange nicht mehr verspürt hat. Ihre Züge entspannen sich und ihr Herzschlag kommt zu einem ruhigen Rhythmus zurück.
Eine eisige Ruhe vor dem Sturm.
Dem Elfen, der bis dahin selbstbewusst und mit einem schelmischen Blick vor ihr gestanden hatte, entgleisen die Gesichtszüge, als er in ihre Augen blickt. Emotionslose, psychopathische Mordlust steht darin.
Mit einigen langsamen, bedachten Schritten kommt sie auf ihn zu, w?hrend sie in einer einzigen Bewegung den Handschuh von ihrer rechten Hand abstreift. Der Elf weicht zurück, doch st??t sofort gegen eine Wand.
Als sie noch kaum eine Elle von ihm entfernt ist, schie?t ihr Arm pl?tzlich hoch, umgreift seinen Hals und drückt zu. Augenblicklich rei?t der Elf den Mund auf, um vor Schmerz aufzuschreien, es dringt aber nur ein leises R?cheln aus seiner Kehle. Er greift Rhisceas Hand mit seinen eigenen, doch kann den Griff nicht lockern. Verzweifelt versucht er es weiter, w?hrend er die Augen zusammenkneift und vergeblich nach Luft schnappt.
“Wage es nicht, auch nur noch ein einziges Mal, meine Autorit?t oder die Würde meiner Ritter in Frage zu stellen”, zischt sie zwischen zusammengebissenen Z?hnen. Noch einen kurzen Moment lang überl?sst sie ihrer Wut die Zügel und beobachtet, wie er sich vor ihr krümmt und windet. Dann lockert sie ihren Griff.
Keuchend und hustend, die blutigen H?nde um seinen wunden Hals gelegt, sinkt er an der Wand entlang zu Boden.
Für einen Moment beobachtet sie ihn, wie er versucht trotz dem Schmerz an Luft zu kommen. Dann verl?sst sie die Zelle, schlie?t ab und macht sich auf den Weg in ihr Arbeitszimmer.
Es gibt noch einige Worte, die sie gerne an ihre Ritter richten würde.
N?chstes Kapitel: 18.02. “Mündliche Einladung”