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Kapitel 37 - mündliche Einlandung

  “Verdammt nochmal”, zischt sie, als ein Blutstropfen auf das Dokument vor ihr F?llt. Sofort wendet sie sich ab und greift nach einem Taschentuch. Das Nasenbluten war so still und heimlich gekommen wie ein Dieb in der Nacht und jetzt hatte sie die Zusammenfassung über ihre diesj?hrigen Ausgaben für den Schutz der Stadt verschmutzt. Sie würde alles noch einmal schreiben müssen, schlie?lich kann sie den Verwaltern des K?nigs kein blutiges Papier zuschicken.

  Seit sie vor ein paar Tagen die Auseinandersetzung mit dem Vampir hatte, waren die kleinen, blutigen Unf?lle immer wieder vorgekommen.

  Sie nimmt das Taschentuch wieder weg und wischt sich über die Nase. Ihr Handrücken bleibt sauber, also schlussfolgert sie, dass es aufgeh?rt haben muss.

  Zum Glück kommt das Nasenbluten jetzt deutlich weniger oft und dauert kaum noch an. So l?sst es sich leichter vor Ruby und Malo verstecken, auch wenn ihre Ritterin ab und zu die blutigen Taschentücher im Waschkorb be?ugt. Die W?scherin hat damit zum Glück kein Problem. Als Mutter von drei T?chtern wei? sie ganz genau, wie man Blut am besten aus Kleidungsstoffen herausbekommt.

  Als sie gerade nach einem neuen Blatt greift, klopft es pl?tzlich an der Tür.

  “Herein”, ruft sie etwas überrascht. Sie hat den trihebdialen Bericht erst n?chste Woche erwartet.

  Doch durch die Tür tritt nicht wie erwartet der braunhaarige Bote, sondern eine schlanke, junge Frau. Sie tr?gt ein schlichtes, aber angemessen sch?nes, grünes Kleid und die strohblonden, leicht lockigen Haare sind zu einer aufwendigen Flechtfrisur zusammengebunden. Ein freudiges L?cheln breitet sich auf ihren Lippen aus, als Sie Rhea sieht.

  “Guten Morgen, Fürstin”, begrü?t sie Rhiscea mit einer theatralisch ernster Stimme und einem übertrieben tiefen Knicks.

  “Kathleen!”

  überrascht vom unerwarteten Besuch ihrer Kindheitsfreundin, will Rhea von ihrem Schreibtisch aufstehen, doch die junge, blonde Frau ist schneller und beugt sich bereits über die Papiere, um sie stürmisch zu umarmen. Erst als sie sich wieder von ihrer Zeitgenossin l?st, bemerkt sie das umgefallene Tintenglas.

  Verlegen h?lt sie sich die Hand vor den Mund und flüstert ein leises ‘Ups’, den Blick auf die über das Dokument laufende Tinte gelegt.

  Falls Rhiscea vorher noch überlegt h?tte, den Blutstropfen einfach wegzuwischen, so war ihr die Entscheidung jetzt abgenommen worden. Das Papier trieft vor schwarzer Flüssigkeit und sie bezweifelt, dass sie den Inhalt jetzt noch einfach abschreiben kann.

  Kathleen l?chelt entschuldigend, doch Rhea hat ihr bereits vergeben. Dem wilden Sonnenschein von Freundin hatte sie noch nie zu lange b?se sein k?nnen.

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  “Also, jetzt da du meine volle Aufmerksamkeit hast”, richtet sie das Wort an das Sommerkind, “Was bringt dich in das wundervollen Karkov?”

  Sie versucht einen strengen Blick zu wahren, doch schon nach einem Augenblick beginnen ihre Mundwinkel zu zucken.

  “Letzte Vorbereitungen für den bevorstehenden Herbstball natürlich”, antwortet Kathleen mit einer Selbstverst?ndlichkeit in der Stimme, die Rhea etwas verdutzt dreinblicken l?sst.

  “Ich wusste nicht, dass er hier stattfinden würde”, gibt Rhiscea zu.

  Vorwurfsvoll stülpt ihre Freundin die Unterlippe nach au?en.

  “Wenn du meine Einladung gelesen h?ttest, anstatt sie unge?ffnet zurückzuschicken, würdest du auch davon wissen.”

  Rhea seufzt, darum geht es hier also.

  “Kathleen, es tut mir leid aber…”, versucht sie sich um eine Entschuldigung, doch ihre Freundin unterbricht sie sofort.

  “Ja, ja, ich wei?. Du magst Menschen allgemein nicht und die Oberschicht, die sich auf B?llen versammelt im Besonderen. Aber du musst an deinen Ruf denken!”, tadelt sie.

  “Die Monster, die sich t?glich aus dem Wald in meine Stadt schleichen, kümmert nur der Ruf, den ich mir durch die Kopfparade vor meiner Mauer aufrechterhalte”, kontert sie.

  Kathleen schüttelt sich bei dem Gedanken an die barbarische Tradition ihrer Freundin, l?sst sich aber nicht überzeugen.

  “Unsere Aufgabe als Fürstinnen ist es nicht nur Monster zu jagen, sondern auch die Oberin zu repr?sentieren”, verteidigt sie weiter ihren Standpunkt, “Und gerade als ihre Tochter solltest du jede Gelegenheit nutzen, um sie und ihren Zirkel gut dastehen zu lassen.”

  Rhiscea wei? aus Erfahrung, dass ihre Zeitgenossin in der Lage ist, diese Diskussion stundenlang durchzuhalten und so gibt sie lieber gleich nach.

  “Ja, gut”, seufzt sie, “Ich werde da sein.”

  Ein triumphierendes L?cheln breitet sich auf dem Gesicht des Sommerkindes aus und sie streckt ihr den Brief mit dem grünen Siegel hin.

  “Das wollte ich h?ren”, best?tigt sie zufrieden.

  Z?gernd nimmt Rhiscea die Einladung entgegen. Sie freut sich nicht sonderlich auf die Festlichkeiten, aber wird da wohl oder übel durchmüssen.

  “Und der Balls ist…?”

  Kathleen antwortet, noch bevor Rhea die Frage ganz aussprechen kann.

  “In vier Tagen. Und du nimmst deine Troph?e mit.”

  Rhisceas Miene verzieht sich. “Nein”, lehnt sie bestimmt ab.

  Das Fest und die absch?tzigen Blicke der anderen Fürsten und Grafen konnte sie vielleicht noch über sich ergehen lassen, aber das Monster mitnehmen, würde sie sicherlich nicht. Einer solchen Gefahr kann sie die vornehme Gesellschaft nicht aussetzen.

  “Ach komm”, versucht Kathleen ihre Freundin zu bes?nftigen, “wenn du es geschafft hast ihn zu fangen w?hren er auf freiem Fu? war, wirst du ihn doch ein paar Stunden in Ketten unter Leute bringen k?nnen.”

  “Nein, Kathleen. Das ist viel zu gef?hrlich. Hast du etwa schon vergessen, wozu Es in der Lage ist?”, verwirft Rhiscea den Vorschlag erneut.

  Kathleen seufzt.

  “Wei?t du, der Adel wird sehr entt?uscht sein, wenn du ohne deine Troph?e auf dem Ball aufkreuzt”, beginnt sie und ein schelmischer Blick blitzt in ihren Augen auf.

  “Der Adel kann nicht entt?uscht sein, weil ihm nichts versprochen wurde”, kontert Rhiscea selbstsicher.

  “Und genau da liegst du falsch.”

  Ein vergnügtes L?cheln breitet sich auf ihren Lippen aus.

  “Ich habe den G?sten schon in den Einladungen mitgeteilt, dass du zugesagt hast”, enthüllt sie.

  “Kathleen!”, schnaubt Rhea entrüstet, doch ihre Freundin verschwindet bereits freudig kichernd im Gang.

  N?chstes Kapitel: 20.02. “Traditionen”

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